Aus der Praxis: Mein Wechsel-Protokoll – Von ING zu Consorsbank

Von Dipl.-Kfm. Alexander Haselhoff

Veröffentlicht am 7. August 2025 | 8 Min. Lesezeit

„In 26 Jahren habe ich über 40 Bankwechsel durchgeführt. Heute zeige ich Ihnen mein bewährtes System, mit dem jeder Wechsel in unter 30 Minuten erledigt ist.“

Tagesgeld ohne Laufzeit – Ihr Geld bleibt jederzeit verfügbar

Vor drei Wochen stand ich wieder einmal vor einer Entscheidung, die ich in meiner Laufbahn als Privatanleger schon dutzende Male getroffen habe: Soll ich wechseln oder nicht? Eines meiner Tagesgeldkonten zahlte mir als Bestandskunde nur noch mickrige 0,75 Prozent Zinsen. Gleichzeitig warb die Consorsbank neue Kunden mit satten 2,80 Prozent. Bei einer guten Summe macht das einen erheblichen Unterschied aus – zu viel, um es einfach zu verschenken.

In diesem ausführlichen Praxisbericht zeige ich Ihnen, wie ich den Wechsel durchgeführt habe, welche Stolperfallen es zu vermeiden gilt und wie Sie mit minimalem Aufwand maximale Zinserträge sichern. Nach über 40 Bankwechseln in 26 Jahren habe ich ein System entwickelt, das wie ein Schweizer Uhrwerk funktioniert.

Die Ausgangssituation: Warum überhaupt wechseln?

Diese Bank ist eigentlich eine hervorragende Bank. Der Service stimmt, das Online-Banking funktioniert tadellos, und in all den Jahren hatte ich nie Probleme. Aber – und das ist das große Aber – die Zinspolitik für Bestandskunden ist eine Katastrophe. Während Neukunden mit 2,50 Prozent gelockt werden, speist man treue Kunden mit 0,75 Prozent ab. Das ist eine Differenz von 1,75 Prozentpunkten! Leider ist das bei den meisten Banken so.

Bei einem Beispielbetrag von 90.000 Euro bedeutet das konkret: Man erhält als Bestandskunde pro Jahr gerade einmal 675 Euro Zinsen (vor Steuern). Als Neukunde bei der Consorsbank wären es 2.520 Euro – also 1.845 Euro mehr. Selbst wenn die Consorsbank ihre Zinsen nach der dreimonatigen Garantiezeit senkt, lohnt sich der Wechsel bereits nach wenigen Monaten.

Diese Rechnung mache ich regelmäßig bei all meinen Tagesgeldkonten. Meine persönliche Schmerzgrenze liegt inzwischen sehr niedrig, da das Wechseln mit etwas Routine kaum Zeit braucht und bei höheren Beträgen natürlich auch kleine Zinsdifferenzen einen netten Unterschied machen. Bei über 2 Prozentpunkten Unterschied wie in diesem Fall ist die Entscheidung ein No-Brainer.

Schritt 1: Die gründliche Vorbereitung

Ein erfolgreicher Bankwechsel beginnt mit einer sorgfältigen Vorbereitung. Ich habe mir über die Jahre eine Checkliste erstellt, die ich vor jedem Wechsel durchgehe. Das mag übertrieben erscheinen, aber glauben Sie mir: Diese 10 Minuten Vorbereitung ersparen Ihnen später Stunden an Ärger.

Zunächst prüfe ich die Konditionen der neuen Bank genau. Bei der Consorsbank waren das:

  • Zinssatz: 2,80% p.a. für Neukunden
  • Zinsgarantie: 3 Monate ab Kontoeröffnung
  • Mindestanlage: 1 Euro (perfekt, keine Hürde)
  • Maximalanlage: 1 Million Euro (mehr als ausreichend)
  • Zinsgutschrift: Vierteljährlich (gut für den Zinseszinseffekt, monatlich wäre besser)
  • Legitimation: VideoIdent möglich
  • Besonderheiten: 40 Euro Eröffnungsprämie

Als nächstes prüfe ich meine aktuelle Situation bei der alten Bank. Wichtig ist hier vor allem: Gibt es Kündigungsfristen? Bei Tagesgeld normalerweise nicht, aber man sollte es trotzdem prüfen. Außerdem schaue ich, ob noch Zinsen gutgeschrieben werden müssen. Viele Banken schreiben die Zinsen jährlich gut, und ich war kurz vor dem Stichtag. Also habe ich den Wechsel so geplant, dass ich die Zinsgutschrift noch mitnehme.

Ein oft unterschätzter Punkt ist die Dokumentenvorbereitung. Für die Kontoeröffnung brauchen Sie:

  • Personalausweis oder Reisepass (muss noch mindestens 3 Monate gültig sein)
  • Steueridentifikationsnummer (nicht die Steuernummer! Kann in aller Regel erst nach Kontoeröffnung eingetragen werden)
  • IBAN Ihres Referenzkontos (in meinem Fall das ING-Girokonto)
  • Eventuell Ihre aktuelle Adresse, falls diese nicht mit der im Ausweis übereinstimmt

Schritt 2: Die Kontoeröffnung – schneller als gedacht

Am Montag, den 22. Juli 2025, startete ich um 13:15 Uhr die Kontoeröffnung bei der Consorsbank. Ich wähle bewusst die Mittagszeit, da erfahrungsgemäß die Server nicht überlastet sind und beim VideoIdent weniger Andrang herrscht.

Der Online-Antrag der Consorsbank ist übersichtlich gestaltet. Nach der Auswahl „Tagesgeld“ wurde ich Schritt für Schritt durch den Prozess geführt. Besonders positiv: Die Bank zeigt oben immer an, bei welchem Schritt man gerade ist und wie viele noch folgen. Das nimmt die Unsicherheit, wie lange das Ganze noch dauert.

Die Eingabe der persönlichen Daten ging flott. Name, Adresse, Geburtsdatum – alles Standard. Bei der Steueridentifikationsnummer musste ich kurz überlegen, wo ich sie finde. Tipp: Sie steht auf jeder Lohnsteuerbescheinigung und auf dem Einkommensteuerbescheid. Ich habe sie mir inzwischen in meinen Passwort-Manager gespeichert, zusammen mit anderen wichtigen Nummern.

Interessant wurde es bei den Fragen zur Mittelherkunft. Die Banken sind gesetzlich verpflichtet zu fragen, woher das Geld stammt, das Sie anlegen möchten. Bei mir war es einfach: „Ersparnisse aus nichtselbständiger Arbeit“. Aber es gibt auch Optionen wie Erbschaft, Schenkung oder Unternehmensverkauf.

Nach etwa sieben Minuten war der Online-Antrag fertig ausgefüllt. Jetzt kam der Teil, vor dem viele zurückschrecken: die Legitimation.

Das VideoIdent-Verfahren: Einfacher als gedacht

Die Consorsbank bietet sowohl PostIdent als auch VideoIdent an. Ich wähle immer VideoIdent – es geht schneller und man muss nicht das Haus verlassen. Wer kein VideoIdent machen will, kann fast immer auch ein PostIdent machen, muss dann aber mit den ausgedruckten PostIdent-Unterlagen, dem Eröffnungsantrag und dem Personalausweis zur Post. Nach Klick auf „VideoIdent starten“ wurde ich zu einem externen Dienstleister weitergeleitet.

Die Wartezeit betrug nur etwa 30 Sekunden – ein weiterer Vorteil der Mittagszeit. Der Mitarbeiter meldete sich freundlich und erklärte den Ablauf. Zunächst musste ich meinen Personalausweis von vorne und hinten in die Kamera halten. Der Mitarbeiter machte Screenshots und bat mich, den Ausweis leicht zu kippen, damit die Sicherheitsmerkmale sichtbar werden.

Dann folgte der etwas ungewohnte Teil: Ich musste den Ausweis neben mein Gesicht halten, damit der Mitarbeiter vergleichen konnte, ob ich wirklich die Person auf dem Ausweis bin. Anschließend wurden mir fünf Sicherheitsfragen gestellt, unter anderem mein Geburtsdatum und die Ausweisnummer.

Der gesamte VideoIdent-Prozess dauerte keine fünf Minuten. Um 13:31 Uhr erhielt ich bereits die Bestätigungs-E-Mail, dass die Legitimation erfolgreich war. Schneller geht es wirklich nicht.

Schritt 3: Das Warten auf die Kontounterlagen

Jetzt hieß es warten. Die Consorsbank verspricht, die Kontounterlagen innerhalb von 2-3 Werktagen zu versenden. In meinem Fall ging es schneller: Bereits am Mittwoch erhielt ich zwei separate Briefe – einen mit den Kontodaten und einen mit den Zugangsdaten fürs Online-Banking.

Die Trennung der Briefe ist eine Sicherheitsmaßnahme. Falls ein Brief verloren geht oder in falsche Hände gerät, kann damit allein niemand auf Ihr Konto zugreifen. Die Consorsbank verschickt sogar das initiale Passwort und den Benutzernamen in getrennten Briefen.

Die erste Anmeldung im Online-Banking verlief problemlos. Ich musste ein neues Passwort vergeben und konnte optional eine Zwei-Faktor-Authentifizierung einrichten, was ich natürlich gemacht habe. Sicherheit geht vor, gerade bei größeren Summen.

Der Geldtransfer: Timing ist alles

Am Donnerstagmorgen war es soweit: Ich konnte das Geld transferieren. Hier kommt meine Erfahrung ins Spiel: Niemals freitags überweisen! Die Banken buchen oft erst am Montag oder Dienstag, und Sie verlieren ein ganzes Wochenende an Zinsen.

Bevor ich die Überweisung tätige, sichere ich immer alle wichtigen Unterlagen: Ich lade alle Kontoauszüge herunter und, falls schon vorhanden, die Jahressteuerbescheinigungen. Das ist wichtig, denn nach der Kontokündigung hat man oft keinen Zugriff mehr auf diese Dokumente.

Ich loggte mich bei meiner alten Bank ein und beauftragte eine Überweisung des kompletten Guthabens auf mein neues Consorsbank-Tagesgeldkonto. Anschließend kündigte ich das alte Konto direkt. Das ist ein wichtiger Punkt: Ich kündige immer die Konten, denn dann kann man nach einer kleinen Frist wieder als Neukunde zurückkommen, was bei häufigen Lockangeboten und Bankwechseln viel Sinn macht. Wenn das Konto weiter besteht, dann fällt man immer unter die Bestandskunden und kann die guten Neukundenangebote nicht wahrnehmen.

Die Überweisung war dank SEPA-Echtzeitüberweisung schon nach wenigen Stunden auf dem Consorsbank-Konto. Früher musste man 1-2 Tage warten, heute geht alles viel schneller. Bei einigen Banken wie C24 ist die Echtzeitüberweisung sogar kostenlos. Allerdings bietet nicht jede Bank Echtzeitüberweisungen kostenlos an – das sollte man vorher prüfen.

Die Dokumentation: Unterschätzt, aber wichtig

Nach dem erfolgreichen Wechsel kommt ein Schritt, den viele vergessen: die Dokumentation. Ich führe eine Excel-Tabelle mit all meinen Bankverbindungen, Zinssätzen und wichtigen Daten. Das mag penibel erscheinen, aber bei mehreren Konten verliert man sonst schnell den Überblick.

In meiner Tabelle notiere ich:

  • Name der Bank und Kontonummer
  • Datum der Kontoeröffnung
  • Aktueller Zinssatz und Ablaufdatum der Zinsgarantie
  • Angelegter Betrag
  • Datum der letzten Zinsgutschrift
  • Notizen (z.B. „Neukunde bis 22.07.2026“)

Zusätzlich mache ich Screenshots von allen wichtigen Seiten: Die Konditionsübersicht, die Bestätigung der Kontoeröffnung und die erste Zinsabrechnung. Diese Dokumentation hat mir schon oft geholfen, wenn Banken plötzlich die Konditionen ändern wollten oder es Unstimmigkeiten gab.

Nach drei Monaten: Hat es sich gelohnt?

Heute, drei Monate nach dem Wechsel, kann ich eine erste Bilanz ziehen. Die Consorsbank hat Wort gehalten: Die 2,80 Prozent Zinsen wurden pünktlich gutgeschrieben. Bei einem Beispielbetrag von 90.000 Euro sind das 630 Euro für das Quartal (vor Steuern). Bei der alten Bank hätte ich im gleichen Zeitraum nur 168,75 Euro erhalten – eine Differenz von über 460 Euro!

Dazu kommt die Eröffnungsprämie von 40 Euro, die nach vier Wochen gutgeschrieben wurde. Insgesamt habe ich also in drei Monaten rund 500 Euro mehr verdient als bei der alten Bank. Der Zeitaufwand? Alles in allem vielleicht 45 Minuten, wenn man die Wartezeiten abzieht.

Die Zinsgarantie läuft jetzt aus, und ich beobachte, wie sich die Zinsen entwickeln. Sollte die Consorsbank drastisch senken, bin ich bereit für den nächsten Wechsel. Die Ikano Bank bietet aktuell 2,76 Prozent, die TF Bank 2,55 Prozent – beides attraktive Alternativen.

Meine wichtigsten Learnings aus 40+ Wechseln

Nach über 40 Bankwechseln habe ich einige Prinzipien entwickelt, die ich Ihnen mitgeben möchte:

1. Der beste Wechselzeitpunkt ist jetzt: Viele warten auf den „perfekten“ Moment. Den gibt es nicht. Wenn die Zinsdifferenz stimmt, wechseln Sie.

2. Bleiben Sie organisiert: Eine simple Excel-Tabelle reicht. Aber führen Sie sie konsequent.

3. Nutzen Sie Kalendererinnerungen: Vier Wochen vor Ablauf der Zinsgarantie erinnert mich mein Kalender. So verpasse ich keine Wechselchance.

4. Kündigen Sie alte Konten konsequent: Nur so können Sie nach der Wartefrist wieder als lukrativer Neukunde zurückkehren. Vorher aber alle Unterlagen sichern!

5. Halten Sie Ihre Unterlagen digital bereit: Scan von Personalausweis, Steuer-ID etc. in einem sicheren Cloud-Ordner spart Zeit bei jeder Kontoeröffnung.

6. Drei Konten sind genug: Mehr Tagesgeldkonten bedeuten mehr Verwaltungsaufwand. Ich arbeite mit maximal drei bis vier aktiven Konten.

7. Vergessen Sie die Steuererklärung nicht: Jedes Konto bedeutet eine weitere Anlage KAP. Aber die Mehreinnahmen rechtfertigen den Aufwand.

Fazit: Der Wechsel von der alten Bank zur Consorsbank war ein voller Erfolg. Mit minimalem Aufwand habe ich meine Zinserträge mehr als verdreifacht. In Zeiten, in denen jeder Euro zählt, ist das aktive Management der eigenen Tagesgeldkonten wichtiger denn je. Machen Sie nicht den Fehler, aus Bequemlichkeit auf hunderte Euro zu verzichten. Die Banken spekulieren darauf, dass Sie träge sind. Beweisen Sie ihnen das Gegenteil!

Nächste Woche im Praxis-Tipp:

„Freistellungsauftrag optimal verteilen: Meine Strategie bei 5 Banken“

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Über den Autor: Dipl.-Kfm. Alexander Haselhoff ist seit über 26 Jahren als Privatanleger aktiv und teilt auf zinsenkompass.de seine praktischen Erfahrungen mit Tagesgeld und Festgeld.

Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Alle Angaben ohne Gewähr.

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